Nach einer zwölfstündigen Busfahrt kamen wir endlich in Manosque an. Wir waren alle sehr aufgeregt, obwohl wir zu unseren Austauschpartnern schon Kontakt hatten. Nach der Ankunft ging es sofort zu unseren Familien. Als ich bei meiner Familie daheim war, gab es zuerst Abendessen. Zum Glück bewahrheitete sich meine Befürchtung, dass es Schnecken oder Froschschenkel geben würde, nicht. Stattdessen gab es Lasagne. Zum Nachtisch gab es Käse. (Allgemein gab es in meiner Familie immer Käse zu allem!!) Ich freundete mich schnell mit meiner Austauschpartnerin an.
Als ich am nächsten Morgen in die Küche kam war meine volle Ritter-Sport-Box, welche ich als Gastgeschenk mitgebracht hatte, schon halb leer. Franzosen lieben Schokolade und alle Austauschpartner waren verrückt nach Ritter Sport.
Die Schule stellte sich als ziemlich chaotisch heraus. Da die Schule sehr groß ist, wusste niemand wo es lang ging und wo es hingehen sollte. In der zweiten Stunde gab es einen Empfang in der kleinen Schulkantine mit Croissants und Pain au Chocolat.
Nach einem Rundgang durch die Schule, welche ein bisschen wie ein Hochsicherheitsgefängnis aussieht, und einem Besuch in der Sporthalle der Schule stellten wir fest, dass „Sportunterricht“ in Frankreich komplett anders aufgefasst wird als bei uns. Keiner der Franzosen hatte Sportkleidung an. Sie dehnten sich und machten seltsame Dehn- und andere undefinierbare Übungen. Der Sportunterricht ist außerdem nicht nach Jungs und Mädchen getrennt.
Zudem werden in Frankreich die Schulen während der Stunde immer abgeschlossen. Keiner kann die Schule mehr verlassen oder reingehen. Am Eingang ist ein großes Tor und in einem kleinen Häuschen sitzt ein Pförtner, der das Tor immer im Blick hat. Meine Corres erklärte mir, dass dies eine Maßnahme der Regierung gegen Terroristen sei. Sie und die anderen Corres erzählten, dass dies erst seit Charlie Hebdo im Januar in Paris so sei. Sie machten sich darüber lustig, dass in Manosque schon keine Terroristen auf die Idee kommen werden ihre Schule zu stürmen. Wir Deutschen fanden das seeeeehr beruhigend…
Die ganze Zeit regnete es. Somit hielt sich unserer Begeisterung für das Stadtspiel am Nachmittag deutlich in Grenzen. Während es sich die Lehrer im Café bequem machten, rannten wir komplett durchnässt durch Manosque´s Altstadt auf der Suche nach einem anderen Café. Auch dort schmeckten die Pains au Chocolat ausgezeichnet. Den Abend verbrachten wir bei unseren Familien.
Emely Ehmann